30 Jahre später: interkulturelle Perspektiven auf den Fall des Eisernen Vorhangs

30 Jahre später: interkulturelle Perspektiven auf den Fall des Eisernen Vorhangs

Organizer
Aix-Marseille Université, ECHANGES
Venue
Aix-Marseille Université
Location
Aix-en-Provence
Country
France
From - Until
06.02.2020 - 07.02.2020
Deadline
01.10.2019
By
Katharina Jechsmayr

2019 gedenkt Europa dem Fall des Eisernen Vorhangs, der Ost- und Westeuropa über Jahrzehnte hinweg trennte. Eine Grenzöffnung, die im Frühling 1989 an der österreichisch-ungarischen Grenze ihren Anfang nahm, führte bald zu großen politischen Umwälzungen und schließlich zum Abbau der Grenzanlagen. Die Samtene Revolution - am 17. November 1989 von Prag ausgehend - wurde eines jener historischen Symbole, die zum Zerfall des Ostblocks und zu entscheidenden demokratiepolitischen Änderungen führten.
Der Fall des Eisernen Vorhangs nahm Einfluss auf ganz Zentraleuropa, führte zu Migration, ermöglichte kulturellen Austausch und bewirkte weitreichende sozioökonomische und soziokulturelle Veränderungen. Als erste Etappe am Weg in den Westen war Österreich davon betroffen. Grenzgebiete im Norden und Nordosten des Landes, die aufgrund ihrer peripheren Lage mit wirtschaftlichem Verfall zu kämpfen hatten, befanden sich plötzlich im Herzen Europas: Eine Vielzahl an europäischen Projekten entstand, die Wirtschaft in den Grenzregionen erlebte eine positive Entwicklung, Literatur, Film und Kunst griffen die Thematik auf. In der Tschechoslowakei - einerseits eine Station am Weg in den Westen, andererseits auch Versuchslabor für die politische Wende - hatte man den Eindruck, nach Europa zurückzukehren. Ein weiterer Fokus der Tagung soll somit auf die Tschechische Republik und deren Entstehung im Jahr 1993 gelegt werden.
Bei der Analyse der Entwicklung der österreichisch-tschechischen Beziehungen soll der Rolle Frankreichs eine besondere Bedeutung zukommen. Als Geste der Unterstützung der verfolgten Opposition nahm der französische Präsident François Mitterand am 9. Dezember 1988 an einem Frühstück für tschechoslowakische Dissidenten rund um Václav Havel in der Französischen Botschaft in Prag teil. Frankreich und die Tschechoslowakei verbindet eine lange gemeinsame Geschichte: Während des Kommunismus pflegte der französische Staat eine privilegierte Beziehung zu tschechischen Literaten- und Intellektuellenkreisen. Neben Deutschland und Österreich zählte das Hexagon zu den Zielländern für tschechische Intellektuelle, die aus ihrem Heimatland flohen.
Drei Jahrzehnte sind seit dem Fall des Eisernen Vorhangs vergangen. Dieser zeitliche Abstand ermöglicht einen differenzierten Blick auf die Ereignisse der Wende, die Auswirkungen der Grenzöffnung auf die BewohnerInnen der anliegenden Regionen und den Niedergang des Kommunismus mit all seinen Folgen. ExpertInnen aus verschiedenen Bereichen (Geografie, Geschichte, Kulturwissenschaften, Literatur, Politikwissenschaften, Soziologie etc.) sind eingeladen, ihre Rechercheergebnisse zu präsentieren und mit anderen WissenschafterInnen über die Geschehnisse und Entwicklungen der letzten dreißig Jahre zu diskutieren.

Die Beiträge können folgende Themenbereiche betreffen:

Themenschwerpunkt 1: Geschichte
- Der Fall des Eisernen Vorhangs und die Samtene Revolution: historische Ereignisse in der Tschechischen Republik, in Österreich und Frankreich
- Václav Havel und seine Rolle in der Samtenen Revolution
- Politische Gedenkkulturen des Falls des Eisernen Vorhangs in Berlin, Bratislava, Budapest, Prag, Warschau und Wien heute

Themenschwerpunkt 2: Literatur und Linguistik
- Abbildungen und Darstellungen des Falls des Eisernen Vorhangs in der Literatur, besonders in der französischen, österreichischen und tschechischen Literatur
- Literatur und tschechisches Dissidententum; tschechische Exilliteratur in Österreich und Frankreich; tschechoslowakische Verlagshäuser im Exil in Österreich und Frankreich; die Beziehungen zwischen Autoren der betroffenen Länder, vor und nach dem Kalten Krieg
- Fremdsprachenunterricht: Entwicklung und Stellung des Deutschen im tschechischen Schulsystem und in der tschechischen Gesellschaft nach 1989; Entwicklung und Stellung des Tschechischen im österreichischen Schulsystem und in der österreichischen Gesellschaft: Hatten der Fall des Eisernen Vorhangs und der Beitritt der Tschechischen Republik zur Europäischen Union einen Einfluss?

Themenschwerpunkt 3: Entwicklung der österreichisch-tschechischen Beziehungen seit 1989
- Einfluss des Falls des Eisernen Vorhangs
- auf das diplomatische und politische Leben
- auf Wirtschaft, Umwelt und humangeografische Faktoren
- auf die Gesellschaft (Alltagsleben, Institutionen) der beiden Länder
- illegaler Austausch zwischen Frankreich, Österreich und der ehemaligen Tschechoslowakei während des Kalten Kriegs und dessen Auswirkungen auf die Zeit nach dem Fall des Eisernen Vorhangs

Aus organisatorischen Gründen können nur französische oder englische Beiträge berücksichtigt werden.

Programm

Contact (announcement)

Katharina Jechsmayr

Département d'Etudes Germaniques Aix-Marseille Université - UFR ALLSH 29 avenue Robert Schuman 13621
+33766135043

katharina.jechsmayr@univ-amu.fr

http://echanges.univ-amu.fr/?q=node/293